So wüst und schön sah ich noch keinen Tag

Roman von Elisabeth LaBan

erschienen im Februar 2016
288 Seiten
Preis: 16,90€
Verlag: Hanser
ISBN: 978-3-446-25082-6

 

 

 

Rezension von Olivia W

Die Irving School ist ein Internat mit vielen Traditionen. Dazu gehört auch, dass die Bewohner des Vorjahres in ihren Zimmern „Schätze“ für ihre Nachfolger deponieren. So findet Duncan kurz vor dem ersten Schultag einen Stapel CDs in seinem Zimmer, auf denen sich Tim, sein Vorgänger, selbst aufgenommen hat. Auf diesen CDs erzählt Tim seine Geschichte, aus der Zeit, als er selbst an die Irving School kam. Tim ist nämlich anders als die anderen – er ist ein Albino. Nicht selten wurde er deshalb zur Zielscheibe für die Mobbingattacken und Tyranneien anderer Jugendlicher. Doch auf dem Weg zur Irving School lernte er die selbstbewusste Vanessa kennen und verliebte sich in sie. Erst nach einiger Zeit stellte sich heraus, dass beide auf die gleiche Schule gehen werden. Dort trafen sie sich wieder und lernten sich näher kennen. Doch auch Vanessas Freund Patrick ging auf die Irving School. Oft verließ Tim der Mut, wenn er darüber nachdachte, Vanessa seine Liebe zu gestehen und selbst im entscheidenden Moment schaffte er es nicht.

Duncan selbst lauscht Tims Stimme über Wochen hinweg und durchlebt dessen letztes Jahr noch einmal mit ihm. Vieles schmerzt Duncan sehr und trotzdem findet er im richtigen Moment den Anstoß, sein eigenes Schicksal zu wenden.

„So wüst und schön sah ich noch keinen Tag“ ist ein Roman, der eine mitreißende Geschichte über die erste Liebe und ihre Folgen erzählt. Dabei ist er sprachlich anspruchsvoll und trotzdem gut verständlich zu lesen. Denn die Satzkonstruktionen sind prägnant und  eher kurz gehalten. Die Autorin schafft es aber dennoch, einen weichen Klang in ihre Beschreibungen mit einfließen zu lassen. So wirkt das Ganze weder abgehackt, noch unzusammenhängend, sondern wunderbar fließend.

Auch die Personen sind glaubwürdig, denn man kann Tims Unsicherheit geradezu spüren und auch Vanessas Lebenslust ist wunderbar nachzufühlen. Einzig und allein Duncan kommt meiner Meinung nach zu kurz, er wird oft nur am Rande charakterisiert und man kann sich seinen Charakter nur im Gesamtzusammenhang erschließen.

Im Gesamten betrachtet, gelang Elizabeth LaBan ein wunderbarer Jugendroman über die erste Liebe, den Weg zum Erwachsenwerden und über den Verlust von Unbeschwertheit. An vielen Stellen sind die Gefühle der Charaktere deutlich nachzuempfinden und diese Empfindung wird auch durch zahlreichen Verhaltensweisen, die sie an den Tag legen verstärkt. Am besten gefallen hat mir, dass es kein rein dramatischer Roman ist, denn trotz Tims Besonderheit und dem schlussendlichen Zwischenfall ist dieses Buch keine Tragödie, wie es der Anfang vielleicht vermuten lässt. Auch der Schluss ist sicherlich gelungen, denn er ist wie das Leben von Jugendlichen selbst: Oft ungewiss, aber dennoch geprägt von vielen Ereignissen. Ein Roman, der nachhallt, und den Leser mit einem guten Gefühl wieder in die Realität entlässt.

 

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