281 Seiten
erschienen im November 2011
Preis: 9,99€
Verlag: Fischer
ISBN: 978-3-596-19417-9
Rezension von Katja J
Die Geschichte von Wachstumsschmerz ist schnell zusammengefasst: Ein junges Paar beschließt, zusammenzuziehen. Doch die Ausgestaltung dieses Unternehmens ist weit weniger einfach.
Dabei scheint einem glücklichem Zusammenleben zunächst wirklich nichts entgegenzustehen. Luise und Flo führen bereits seit einigen Jahren eine Beziehung und sind bereits an dem Punkt angelangt, wo der Partner nicht nur geliebt wird, sondern auch der beste Freund ist. Sie habe ihre Insiderwitze, verstehen sich ohne Worte und kennen die Eigenarten des anderen. Mit der anstrengenden Wohnungssuche und dem Umzug sollte eigentlich alles gut sein.
Das Buch verzichtet angenehmerweise komplett auf die für Romanzen typisch gewordenen Elemente wie Missverständnisse und Seitensprünge. Luises und Flos Probleme entstehen im Kleinen. Die physische Nähe steht der langsam wachsenden emotionalen Distanz gegenüber. Dabei kristallisieren sich klar die Unterschiede zwischen den beiden heraus. Luise trägt ihre Frustration und ihre Enttäuschung nach außen, Flo zieht sich zurück und lässt sie wüten. Dass das alles nicht gesund ist wissen sie zwar irgendwie beide, sind aber zu sehr in sich selbst gefangen um aus dem Teufelskreis ihres eigenen Verhaltens auszubrechen.
Die beiden Hauptcharaktere sind sehr realistisch beschrieben. Luise ist mit ihrem Humor und ihrer Geradlinigkeit sehr sympathisch und auch Flo gewinnt man als Leser durch seine vielen Eigenheiten schnell lieb. Einziges Manko im Buch war für mich Luises Vater. Die Kühle, mit der er seiner Tochter begegnet, nur weil die mit ihrem wenig glamourösen Beruf als Altherrenschneiderin rundum zufrieden ist war mir nicht nachvollziehbar.
Alles in allem ein wirklich gelungener Roman mit viel Herz.